Darstellung einer Tumorzelle: Eine Kugel hält sich mit fadenförmigen Auswüchsen an ihrer Umgebung fest.© CIPhotos / iStock / Getty Images Plus
Beträchtlicher Zusatznutzen: Das attestiert der G-BA gleich zwei Krebsmitteln für Patienten, bei denen schon mehrere Therapien versagt haben.

Arzneimittelforschung

ZWEI NEUE WIRKSTOFFE GEGEN DARM- UND BRUSTKREBS

Es gibt zwei neue Krebsmittel, denen der Gemeinsame Bundesausschuss einen „beträchtlicher Zusatznutzen“ attestiert – das ist ein hohes Lob. Die beiden Präparate können bei Brust- beziehungsweise Dickdarmkrebs eingesetzt werden und sollen dann wirken, wenn nichts anderes mehr hilft.

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Sacituzumab Govitecan (Brustkrebs) und Trifluridin/Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab (Darmkrebs) sind die etwas sperrigen Namen der beiden Hoffnungsträger. Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), erklärt: „Das Besondere an diesen beiden Arzneimitteln ist: Sie kommen erst spät in der Behandlung zum Einsatz, nämlich dann, wenn Patientinnen und Patienten bereits mehrere Therapielinien mit verschiedenen Arzneimitteln erhalten haben.“

Gerade in dieser fortgeschrittenen Situation der Krebserkrankung sei es sehr wichtig, den Patienten neue Therapieoptionen anbieten zu können. Und das tun die neuen Arzneimittel: Der G-BA hat ihnen den sogenannten beträchtlichen Zusatznutzen attestiert.

Beträchtlicher Zusatznutzen für Krebspatienten

Der beträchtliche Zusatznutzen ist die zweithöchste Note, die der G-BA vergibt. Das bedeutet: Dem Medikament wird eine bisher nicht erreichte deutliche Verbesserung eines therapierelevanten Nutzens bescheinigt und die Patienten überleben länger als unter einer jeweiligen Vergleichstherapie.

Zusätzlich konnte beim Brustkrebsmittel eine verbesserte Lebensqualität nachgewiesen werden. Und bei der Wirkstoffkombination gegen Dickdarmkrebs reduzierten sich die schwerwiegenden Nebenwirkungen.

„Beides wichtige Effekte für Krebspatienten, deren Lebenserwartung durch die Erkrankung stark reduziert ist“, betont Hecken. „Für mich zeigen diese zwei Arzneimittel beispielhaft, welche Fortschritte es in der Krebstherapie inzwischen gibt – egal, ob wir über die Erstversorgung, über den Einsatz von Gentherapien oder, wie in diesem Fall, über fortgeschrittene Krebserkrankungen sprechen.“

Trodelvy®: Sacituzumab Govitecan

Trodelvy® ist der Markenname der Wirkstoffkombi Sacituzumab Govitecan. Seit 2021 auf dem Markt, fungiert das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat für Menschen mit nicht operierbarem oder bereits metastasiertem triple-negativen Mammakarzinom, die bereits zwei systemische Therapien erhalten haben. Das Präparat hat sogar schon eine Zulassungserweiterung für eine andere Brustkrebsart erfahren (HR-positiv, HER2-negativ). Auch diese Patientinnen müssen bereits zwei Chemos hinter sich haben, bevor sie den neuen Hoffnungsträger erhalten. Trodelvy® wirkt übrigens trickreich: Es besteht

  • aus dem aktiven Metaboliten SN-38 des Chemotherapeutikums Irinotecan,
  • aus einem Linker, der die Einzelsubstanzen verbindet,
  • und aus dem Antikörper Sacituzumab, der an die Krebszelle bindet und das Chemotherapeutikum einschleust.

Lonsurf®: Trifluridin/Tipiracil

Trifluridin/Tipiracil hat den Markennamen Lonsurf® erhalten. Die Kriterien, es zu bekommen, sind wie beim Brustkrebsmittel; es müssen bereits zwei Behandlungen gegen kolorektale Karzinome (also Dickdarmkrebs) vorgenommen worden sein.

Trifluridin ist ein Nukleosid-Analogon, das als falscher Baustein in die DNA der sich schnell teilenden Zellen eingebaut wird und so deren Vermehrung stoppt. Allerdings wird es rasch resorbiert, denn es unterliegt einem hohen First-Pass-Effekt. Auch bei diesem Arzneimittel gibt es einen Trick: Der Kombinationspartner Tipiracil hemmt den Trifluridin-Abbau.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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